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Wer wachsen will, braucht Wurzeln, aber auch die Chance, sich entwickeln zu können

Wie erlebte ich meine Zeit als Event-Inklusionsmanagerin?

Part 1: Wie mein Sprung zu SOD gelang - Das Projekt „LIVE“ als Kickstarter

Seit dem Frühjahr 2023 hat sich in meinem Leben viel verändert. Nach über 10 Jahren in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (MmB) begann für mich mit dem Projekt LIVE – Lokales Inklusives Vereintes Engagement von Special Olympics Deutschland (SOD) ein neuer Weg.

Durch die Empfehlung einer Ergotherapeutin nahm ich an einer Schulung teil und engagierte mich aktiv für das Projekt. Ich berichtete in der Lokalpresse. Mein Engagement machte sogar den Projektleiter Philipp Reis auf mich aufmerksam und bald darauf ermöglichte er mir Videos für SOD zu drehen. Das alles liegt nun gut zwei Jahre zurück und war der Beginn einer spannenden Reise.

Auf dem Heimweg von einem Videodreh erzählte mir Philipp Reis, dass Special Olympics Deutschland kurzfristig eine Projektstelle für MmB vergeben durfte. Die Stelle wurde durch den DOSB vergeben und Sportvereine konnten sich bewerben. Die Stelle wurde als Event-Inklusions-Manager*in im Sport bezeichnet. Die Stelle war nur zwei Wochen vor Projektstart noch offen und das könnte meine Chance sein.

Ich war erstmal unsicher, aber Philipp glaubte an mich und das hat mich motiviert, mich zu bewerben. Dann ging alles ganz schnell: Bewerbungsgespräch in Berlin, trotz wenig Berufserfahrung und die Zusage!

Seit dem 01.11.2023 bin ich offiziell im Abenteuer "Erster Arbeitsmarkt" unterwegs.

 

Part 2: Ein neuer Anfang – mein EVI Start bei SOD

Mein Start bei Special Olympics Deutschland (SOD) war gut vorbereitet, denn die Hauptverantwortlichen für mich, Wiebke und Anna, hatten im Vorfeld alles durchgesprochen. Somit war der Weg frei für einen entspannten Start 😊 Zumindest in der Theorie, denn nach über 10 Jahren in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) war der Wechsel in den Büroalltag eine echte Umstellung für mich.

Zwar hatte ich eine Ausbildung (die aber fast 20 Jahre zurücklag) und Grundkenntnisse am PC, doch vieles war einfach nicht mehr präsent. Das Sprichwort „Use it or lose it“ habe ich in dieser Zeit wirklich verstanden. Mein Gehirn musste viel neu lernen, und das Team VAP (Veranstaltungs- und Prozessmanagement) hatte neben den Vorbereitungen für die Nationalen Winterspiele 2024 in Thüringen auch noch die Aufgabe, mich einzuarbeiten 😉.

Da für mich doch sehr vieles Neuland war und Aufgaben mehr Ressourcen in Anspruch nahmen als  gedacht, kümmerten wir uns um eine Arbeitsassistenz. Es war ein bürokratischer Aufwand, der sich aber am Ende gelohnt hat. Lisa und ich haben die letzten Monate zusammen arbeiten können und gemeinsam viel geschafft – manchmal auch uns gegenseitig 😅 trotz stressigeren Phasen ist unser Humor nicht auf der Strecke geblieben, was zu einem guten und ehrlichen Miteinander geführt hat.

Jetzt – zwei Jahre später – blicke ich zurück auf viele neue Erfahrungen, wertvolles Wissen und tolle Projekte. Im weiteren Verlauf ein paar mehr Details:

Projekte & Aufgaben

Barrierearme Veranstaltungen:
Unser Team hat eine Checkliste für barrierearme Events entwickeln. Das Ziel ist dabei, Menschen mit geistiger Beeinträchtigung (MmB) echte Teilhabe zu ermöglichen. Sie sollen nicht nur Zuschauende sein, sondern aktiv mitgestalten. Aus dieser Idee wurde ein großes, gemeinsames SOD-Projekt.

Leitfäden & Einarbeitung:
Ich habe an mehreren Leitfäden mitgearbeitet, u.a. für:

  • dieEinarbeitung von MmB aus Werkstätten
  • Online-Meetings und Planung von Aufgaben
  • Das Arbeiten mit einer Arbeitsassistenz (die ich selbst seit Februar 2025 endlich habe – ein langer Weg 😅)

 

Darüber hinaus habe ich mich mit weiteren Tätigkeiten beschäftigt. Besonders schön war es für mich den Impuls zu geben, wieder eine inklusive Redaktion aufzubauen. Hier berichten MmB von ihren Erlebnissen mit und bei SOD. Mir machte es viel Freude Berichte zu schreiben und Einblicke zu geben. Damit noch mehr Menschen Spaß an den Texten haben und diese besser verständlich sind, durfte ich in eine 2-tägige Weiterbildung zum Thema „Einfache Sprache schreiben“ belegen.

Als rasende Reporterin war ich gelegentlich auf Veranstaltungen unterwegs. Ich habe kleine Videos für unseren Social Media Kanal gedreht und so meine Eindrücke festgehalten.  Auch als Co-Moderatorin war ich häufiger bei Veranstaltungen im Einsatz.  Apropos Medien und Veranstaltungen ..  Ich war bei einigen Workshops, Gesprächsrunden & Kongressen dabei. Drei Veranstaltungen möchte ich hervorheben, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind.

Gleich zu Beginn war ein Highlight der Teilhabekongress. Hier habe ich mich erst noch vor meiner SOD-Zeit als Teilnehmerin angemeldet und bekam dann eine deutlich aktivere Rolle: ich durfte als Co-Moderatorin auftreten und meine Perspektive mit einbringen. Mein Haupthighlight aus EVI- Sicht waren die nationalen Spiele in Thüringen im Januar/Februar 2024. Vor Ort konnte ich mit vielen Menschen in den Austausch gehen und Erfahrung von Eltern und Athlet*innen mitnehmen. Dieses Wissen hilft mir noch heute. Auch die Mitarbeit auf externen Veranstaltungen gehörte zu meinen Aufgaben. Beim Global Disability Summit konnte ich als Volunteer eine internationale Veranstaltung unterstützen. Hier geht es darum, Menschen zu vernetzen und die Bedingungen für MmB weltweit zu verbessern.

Ich habe in meiner EVI- Zeit sehr viel gelernt. Durch den Kontakt zu vielen Menschen aus unterschiedlichen Berufen konnte ich mein Blickfeld erweitern. Das wird mir in Zukunft sehr helfen. Die Möglichkeit meine Perspektive einzubringen hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich gestärkt. Ich bin heute überzeugter denn je, wir können alle voneinander lernen 😊 Die Zukunft ist manchmal unvorhersehbar – niemand weiß, was kommt und wie schnell. Gerade deshalb bin ich umso dankbarer für das, was ich in den letzten zwei Jahren erleben und mitnehmen durfte.

 

Part 3: Abschluss & ein Dankeschön

"Stärken zu stärken, ist so viel sinnvoller, als an Schwächen herumzudoktern."
Eckart von Hirschhausen, Pinguin-Prinzip, aus Glücksbringer (2016) -

Mir ist es nochmal wichtig zu sagen, dass es mehr MmB (aus Werkstätten) ermöglicht werden sollte, ihren Arbeitsplatz frei zu wählen.  Dies kann dann möglich werden, wenn Menschen Zeit, Geduld und echtes Interesse investieren und Aufgaben neu denken. Ohne den regelmäßigen Austausch und die Unterstützung von verschiedenen Menschen hätte ich es bis hierher nicht geschafft.

Deswegen geht mein besonderer Dank an:

  • Meine Eltern, die mich regelmäßig ins Büro und zu Veranstaltungen bringen und auch mal spontan als Wegeassistenz einspringen
  • Wiebke, Anna & Antje, von denen ich unglaublich viel lernen durfte
  • Lisa, meine bezaubernde Arbeitsassistentin, die schon so einiges mit mir durchgestanden hat 😄
  • Alle SOD-Kolleg*innen seit November 2023 – auch die, die heute nicht mehr dabei sind
  • Ganz besonders: Philipp Reis, damaliger Projektleiter von „LIVE“. Er war es, der mich beim Videodreh im August 2023 auf die EVI-Stelle aufmerksam gemacht hat. Ohne ihn hätte es diesen Weg gar nicht gegeben. Danke, Philipp!
  • Micha, mit dem ich gerne moderiert habe
  • …und natürlich alle, die meinen Weg begleitet, unterstützt oder sich durch ihn selbst inspiriert gefühlt haben, für mehr Teilhabe zu kämpfen oder den Extra-Weg zu gehen.

 

Danke auch euch und Ihnen, die meine Arbeit und die der anderen EVIs verfolgt haben.
Ich hoffe, wir sehen oder hören uns bald wieder!

Eure / Ihre Jenifer