„Die Bundesregierung will eine inklusive Gesellschaft entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention voranbringen. Das begrüßen wir. Der Koalitionsvertrag ist eine gute Basis, gerade im Bereich des Sports, auf der wir unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzen können. Wir finden es gut, dass Forderungen von SOD im Vertrag berücksichtigt worden sind. An manchen Stellen sehen wir dennoch einen Nachholbedarf“, sagt SOD-Präsidentin Christiane Krajewski.
Dem Sport werde in der Spitze und in der Breite eine große Bedeutung zugemessen, stellt sie fest. Im Vertrag heißt es: „Er hält gesund, vermittelt Werte und gibt unserer Gesellschaft den nötigen Zusammenhalt. Er hat eine enorme Bedeutung für Integration und Inklusion ebenso wie für Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation.“ Für Christiane Krajewski sind genau das die Ziele, denen sich auch Special Olympics Deutschland verbunden fühlt. Sie begrüßt außerordentlich, dass an mehreren Stellen im Koalitionsvertrag Inklusion als klares Ziel formuliert worden ist und dass SOD weiter unterstützt wird.
Die SOD-Präsidentin findet es richtig, dass die inklusive Kinder- und Jugendhilfe im Koalitionsvertrag genannt ist. Ziel soll es laut CDU/CSU und SPD sein, betroffenen Familien den Zugang zu Leistungen zu erleichtern und die Behörden zu entlasten. „Das ist sehr gut, jetzt kommt es noch auf die Ausgestaltung an. SOD unterstützt diesen Punkt ausdrücklich und wir werden uns gern an dem Prozess beteiligen, um gemeinsam mit den Ländern und Kommunen Lösungen dafür zu erarbeiten, damit Kinder und Jugendliche endlich inklusiv aufwachsen“, kündigt sie an.
Große Hoffnungen setzt sie auf die so genannte Sportmilliarde, mit der bundesweit Sportstätten saniert und modernisiert werden sollen. Alle Stadien und Sporthallen sollen künftig barrierefrei sein. „Wir erwarten, dass dabei ganzheitlich gedacht wird und alle Formen von Barrieren beseitigt werden. Für unsere Sportlerinnen und Sportler bedeutet es unter anderem, sie brauchen Orientierungshilfen mit Symbolen und in Leichter Sprache“, sagt die SOD-Präsidentin.
SOD-Bundesgeschäftsführer Sven Albrecht begrüßt ebenfalls die angekündigte Barrierefreiheit für alle Sportstätten. „Die Voraussetzung für das Sporttreiben ist aber, dass unsere Athletinnen und Athleten überhaupt zur Sporthalle kommen können. Das ist derzeit noch eine ganz große Herausforderung. Deshalb hätten wir uns gewünscht, dass die Barrierefreiheit in der Mobilität und im ÖPNV sowie notwendige Assistenzleistungen ebenfalls im Vertrag berücksichtigt worden wären“, sagt er.
Sven Albrecht verweist darauf, dass an mehreren Stellen das Koalitionsvertrages auf die Rolle und große Bedeutung des Ehrenamtes für die Gesellschaft verwiesen wird. „Ehrenamtliches Engagement soll Freude bereiten und mehr Anerkennung erfahren. Dem stimmen wir natürlich zu. Uns fehlt aber das Thema inklusives Ehrenamt. Wir möchten, dass Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sich gemeinsam ehrenamtlich engagieren. Doch dafür braucht es bessere Regelungen im Bundesteilhabegesetz“, erklärt er.
Die designierte schwarz-rote Koalition hat angekündigt, dass die Behinderten-Werkstätten erhalten und reformiert werden sollen, um Menschen mit einer Beeinträchtigung den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Der Übergang zum ersten Arbeitsmarkt ist ein wichtiges Ziel, das wir unterstützen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass Bewegung und Sport zentrale Elemente der beruflichen Rehabilitation sind. In einer Werkstättenreform muss die Bedeutung des Sports als Mehrwert anerkannt und finanziert werden. Wir bieten da sehr gern unser Fachwissen an, um dieses Ziel erreichen zu können“, erklärt Sven Albrecht.
Laut Koalitionsvertrag soll es künftig eine Staatsministerin oder einen Staatsminister Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt geben. „Es ist in jedem Fall hilfreich, wenn jemand mit am Kabinettstisch sitzt und dort das Thema Sport adressieren kann. Wir verbinden deshalb damit eine gewisse Hoffnung. Wir sind sehr gespannt, wie das umgesetzt wird“, sagt der Bundesgeschäftsführer.
Er verweist darauf, dass im Koalitionsvertrag „zielgruppenspezifische Angebote“ zur Gesundheitsprävention angekündigt werden. „Das wäre sehr wichtig für unsere Athletinnen und Athleten, denn ihre gesundheitliche Betreuung weist noch etliche Lücken auf“, stellt Sven Albrecht fest. Das Ziel sei zwar benannt, doch der Weg werde nicht aufgezeigt. Die Digitalisierung für alle Bevölkerungsgruppen könne dabei helfen, auch Angebote für eine Barrierefreiheit in der Gesundheits-Kommunikation zu ermöglichen. Ausdrücklich unterstützt SOD den Aufbau eines Bundeskompetenz-Zentrums Leichte Sprache/Gebärdensprache.