Inhalte des Projektes
Die Ausbildung zu Gesundheitslots*innen erfolgt in Form einer Seminarreihe. Anhand eines für das Projekt aufgestellten Fortbildungscurriculum werden bei „Kompass“ Menschen mit geistiger Behinderung an insgesamt sieben Seminartagen geschult. Themen der einzelnen Seminare sind u.a. Gesundheit, Ernährung, Entspannung und Bewegung. Durch die dabei eingebaute Vermittlung von Softskills, wie z.B. Kommunikations- und Motivationstechniken, werden die angehenden Gesundheitslots*innen befähigt, gesundheitsrelevante Inhalte an ihre Kolleg*innen und Bekannten weiterzugeben. Dies kann beispielsweise durch Präsentationen vor einer Gruppe oder dem Anleiten von Bewegungsübungen geschehen.
Das Projekt folgt dem Peer-to-Peer-Ansatz: Im Kontext von Gesundheitsförderung und Prävention beschreibt Peer eine Person, die mit der Zielgruppe spezielle Erfahrungen, äußere Umstände, die Herkunft, das Geschlecht oder eine gemeinsame Rolle teilt. Aufgrund dessen ergeben sich besondere Vorteile für die Arbeit als Peer im Gegensatz zu beispielsweise einer externen, zielgruppenfremden Person (Simoni et al. 2011). Durch die Zugehörigkeit zu der Zielgruppe können sich ausgebildete Peers besonders gut in die Lage der Gruppe hineinversetzen und auf Augenhöhe kommunizieren. Ein Ziel des Einsatzes von Peers ist eine bessere Erreichung der Zielgruppe und somit eine zielgruppenorientierte Vermittlung von gesundheitsrelevanten Themen.
Die angehenden Gesundheitslots*innen erweitern ihr Wissen zu den Gesundheitsthemen und geben dieses an ihre Peers weiter, die Menschen mit denen sie leben und arbeiten. Sie kennen die Interessen ihrer Kolleg*innen und können auf diese besser eingehen als es eine fremde Person könnte. Beispielsweise können die Gesundheitslots*innen meist gut einschätzen, welchen Schwierigkeitsgrad Sportübungen haben dürfen, damit alle mitmachen können. Auch die Notwendigkeit eines Angebots für Personen, die im Rollstuhl sitzen, haben viele Gesundheitslots*innen gut im Blick und passen ihre Sportübungen daran an.
Nach der absolvierten Ausbildung zu Gesundheitslots*innen führen die Teilnehmenden nach Möglichkeit regelmäßig gesundheitsfördernde Angebote durch. Dabei können sie entscheiden, welches Gesundheitsthema aus dem Curriculum ihnen besonders zusagt und was sie dazu anbieten wollen. Die Projektleitung leistet bei den ersten Überlegungen, beim konkreten Planen und der Durchführung der Angebote Unterstützung, sofern dies gewünscht ist. Dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, zeigen die bisherigen Gesundheitsangebote, die umgesetzt wurden und werden:
- Leitung einer Walkinggruppe als begleitende Maßnahme
- Durchführung von Bewegungsübungen, Entspannungsübungen und Weitergabe von Ernährungstipps in den verschiedenen Werkstattgruppen
- Durchführung eines Ernährungsquiz zum Thema „versteckter Zucker in Lebensmitteln“
- Zubereitung und Verteilung von gesunden Snacks bei verschiedenen Festen in der Einrichtung
- Durchführung einer Gesundheitsprechstunde, bei der Fragen zu Gesundheitsproblemen beantwortet werden oder Anlaufstellen für Hilfe genannt werden
- Unterstützung bei Durchführung eines Zumbakurses als begleitende Maßnahme
- Vertretung des Sportlehrers
- Vorstellung auf Website oder in Werkstattzeitung
- Erstellung von Social Media Beiträgen über erfolgte Gesundheitsangebote
Um anderen Einblicke in unsere Arbeit und unsere Erfahrungen zu geben, betreiben wir zum einen Öffentlichkeitsarbeit auf Social Media und auf unserer Website:
- Berichte über die vergangenen Seminare
- Berichte über externe Veranstaltungen, an denen das Projekt teilgenommen hat (Kongresse, Messen, Tagungen, usw.)
- Berichte über Gesundheitsangebote der Gesundheitslots*innen
Zum anderen bauen wir Netzwerke auf, um uns mit anderen Akteur*innen auszutauschen und Erfahrungen, Gedanken und Ideen zu teilen:
- Aufbau eines Netzwerks aus Akteur*innen aus dem Gesundheitsbereich
- Aufbau eines Netzwerks aus Beschäftigten der niedersächsischen Einrichtungen für Menschen mit geistigen Behinderungen (angehende und ausgebildete Gesundheitslots*innen, Mitarbeitende des Sozialdienstes, Sportkräfte, Mitglieder der Werkstatträte)
- Austausch mit anderen Projekten aus der Gesundheitsförderung für Menschen mit geistigen Behinderungen und politischen Vertreter*innen
Diese Ziele verfolgt das Gesundheitsprojekt
- Vermittlung von Wissen zu Gesundheitsthemen wie Ernährung, Entspannung und Bewegung
- Bewirken einer langfristigen Veränderung von Verhaltensweisen zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung der Teilnehmenden
- Sichtbarkeit und Anerkennung der Leistungen und des Engagements von Menschen mit geistiger Behinderung
Wer kann an dem Projekt teilnehmen?
Jede niedersächsische Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, die Mitglied bei Special Olympics Niedersachsen ist oder es werden möchte.
Evaluationsbericht der ersten Projektphase
Das Projekt wird unabhängig evaluiert. Für vertiefte Einblicke der Evaluierung der ersten Projektphase: Evaluationsbericht Gesundheitslotsen
Henrike Hoppe, Ansprechpartnerin der KKH: „Menschen mit geistiger Behinderung sind eine Gruppe, die von klassischen Präventionsangeboten bisher wenig erreicht wird. Die Gesundheitslots*innen sind motiviert und erlangen mit Spaß in den Seminaren des Kompass-Projektes neues Wissen und können dies auf Augenhöhe weitergeben. Die KKH schätzt besonders diesen Peer-to-Peer- Ansatz, der die individuellen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Die Gesundheitslots*innen werden befähigt, ihre Kolleg*innen und Mitbewohner*innen in Wohn- und Werkstätten aktiv auf dem Weg zu einer gesunden Lebensweise zu begleiten und sie motivieren zu können. Dabei stehen Partizipation und Selbstbestimmung im Fokus!"