Zum Inhalt springen

24.01.2024

Bodo Ramelow im Interview: „Unsere Gesellschaft braucht jedes Talent“

Ministerpräsident Bodo Ramelow über die Special Olympics Nationalen Spiele Thüringen 2024

In wenigen Tagen starten in Thüringen die Special Olympics Nationalen Winterspiele. Welche Bedeutung das größte inklusive Sport-Event in Deutschland für Thüringen hat und worauf sich die Athlet*innen und ihre Familien freuen können, darüber sprach Hartmut Augustin mit dem Schirmherrn der Nationalen Spiele Thüringen 2024 und Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen, Bodo Ramelow.

Herr Ministerpräsident, Sie sind Regierungschef und kein Meteorologe. Dennoch die Frage: Wird es zu den Special Olympics genug Schnee in Thüringen geben?

Bodo Ramelow: Wir haben unsere Sportanlagen in Oberhof so gebaut und saniert, dass sie jederzeit nutzbar sind. Wir sind also gut vorbereitet. Ich gehe davon aus, dass es Schnee gibt und es weiß sein wird. Selbst wenn wir künstlichen Schnee brauchen, achten wir auf CO2-Neutralität und setzen für die Schneekanonen regenerative Energie ein. Also, wir haben ein gutes Gewissen mit Blick auf die Winterspiele.

In wenigen Tagen werden die Nationalen Spiele Thüringen 2024 eröffnet. Warum haben Sie die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen?

Bodo Ramelow:Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit und entspricht meiner Grundüberzeugung. Unsere Gesellschaft braucht jedes Talent. Ich unterscheide nicht danach, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht. Sondern nur danach, welches Talent jemand hat. Nach den Special Olympics World Games 2023 in Berlin habe ich Sieger aus Thüringen an ihrem Arbeitsplatz besucht. Dort konnte ich sehen, welche besondere Leistungen sie auch dort erbringen.

Worauf können sich die Sportlerinnen, Sportler und ihre Familien in Oberhof, Erfurt und Weimar freuen?

Bodo Ramelow:Auf sehr gute Sportanlagen und die Breite der Sportgesellschaft. Außerdem auf die Offenheit der Leute hier, die die Sportlerinnen und Sportler der Special Olympics gleichwertig wie alle anderen Sportlerinnen und Sportler herzlich begrüßen werden. Auch für mich gibt es da keinen Unterschied. Niemand ist behindert, sondern maximal ge-hindert, wenn Barrieren errichtet werden.

Haben Sie nicht Thüringer Klöße und Thüringer Bratwurst vergessen?

Bodo Ramelow: Das ist doch so selbstverständlich und muss nicht extra erwähnt werden. Unsere Bratwurst gibt es jetzt seit 620 Jahren. Wir sind also immer im Bratwurst-Fieber.

Neben dem Sport steht Special Olympics für Teilhabe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung an der Gesellschaft. Wie steht es darum in Ihrem Bundesland?

Bodo Ramelow: Das ist ein permanenter Lernprozess für die gesamte Gesellschaft. Um es ganz deutlich zu sagen: Inklusion ist für mich kein Ideologieprojekt, sondern muss immer Teil unserer Gesellschaft sein. Niemand darf ausgegrenzt werden. Das ist sehr wichtig. Deshalb sind Inklusionsbetriebe und die Kooperation verschiedener Partner ein zentraler Schlüssel in diesem Lernprozess. Dass es funktionieren kann, dafür haben wir schon sehr gute Beispiele in unserem Land.

Welchen Beitrag können die Winterspiele beim Thema Teilhabe leisten?

Bodo Ramelow:  Die Special Olympics sind wichtig auf dem Weg zu mehr Akzeptanz und Teilhabe. Sie können eine positive Botschaft zum Thema Inklusion in die gesamte Gesellschaft senden. Da springen die Freude und der Teamgeist der Sportlerinnen und Sportler bei den Wettbewerben auf die Zuschauerinnen und Zuschauer über. Schließlich sind die Sportlerinnen und Sportler der Special Olympics auf ihre Art die besten der Welt. Die Special Olympics sind ein großartiger Einstieg in weitere Bereiche des Themas Inklusion.

Welche Bedeutung haben die Nationalen Spiele darüber hinaus für Thüringen?

Bodo Ramelow:  Wir haben den Ehrgeiz, die erste Wahl bei Sportwettbewerben zu sein. Dass wir das sind, das werden wir bei den Winterspielen wieder zeigen. Wenn nationale und internationale Sportfachverbände darüber nachdenken, wo Wettkämpfe stattfinden sollen, dann muss denen sofort unser Thüringen einfallen. Außerdem können wir zeigen, wie aufgeschlossen und wie weltoffen wir gegenüber unseren Gästen sind.

Interview: Hartmut Augustin

Foto: Delf Zeh