Timor-Leste? „Kein Mensch wusste anfangs, wo das auf der Landkarte ist“, sagt Katrin Rentmeister, die das Sachgebiet Sport in der Stadtverwaltung leitet und Projektkoordinatorin für das Host Town Program ist. Deshalb habe man sich ausführlich mit dem kleinen Land in Asien beschäftigt und beispielsweise den kulturellen Hintergrund sowie Ernährungsgewohnheiten recherchiert.
Hilfe bekam das Organisationsteam dabei vom Honorarkonsul des Landes, der in Berlin sein Büro hat. Er bot dem Bürgermeister Unterstützung an. Wenn die Mannschaft aus Timor-Leste im Juni nach Rathenow kommt, dann wird der ehrenamtliche Diplomat mit dabei sein. Inzwischen gibt es schon einen Dolmetscher, der in der Stadt wohnt, und die Landessprache Portugiesisch spricht. „Wir werden gut vorbereitet sein und freuen uns richtig doll auf die 14 Gäste“, sagt Katrin Rentmeister.
Die Stadt im Havelland möchte mit der Teilnahme am Host Town Program „Teil einer großen internationalen inklusiven Veranstaltung sein“. „Sportlerinnen und Sportler aus den Rathenower Werkstätten haben in der Vergangenheit schon viele Medaillen bei den Special Olympics auf nationaler Ebene im Schwimmen, in der Leichtathletik und beim Tischtennis geholt. Darum ist uns das Thema sehr vertraut“, erklärt Katrin Rentmeister. Die Stadt mache außerdem schon viel auf dem Gebiet der Inklusion. Aber bisher werde das zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das soll sich nun ändern.
„Wir wollen die Strahlkraft der Special Olympics World Games und des Host Town Programs nutzen, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt die Projektkoordinatorin. Bereits am 11. Juni startet das Rathenower Special-Olympics-Programm mit einer kostenlosen Kino-Matinee. Bürgermeister Jörg Zietemann lädt alle Einwohner der Stadt dazu ein. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „All Inclusive“, der in 90 Minuten von den Vorbereitungen von fünf Athletinnen und Athleten aus vier Ländern auf die World Games in Berlin berichtet.
Einen Tag später kommt die Mannschaft aus Timor-Leste an. Schülerinnen und Schüler der Förderschule „Spektrum“ werden dem Team die Stadt zeigen. „Ich bin schon sehr gespannt, was sie auswählen“, sagt Katrin Rentmeister. Dann gibt es ein inklusives Sportfest, bei dem „der Spaß im Vordergrund steht“. Die sportbetonte Bruno H. Bürgel Gesamtschule bereitet das vor. Eine Floßfahrt, der Besuch des Optikparks und eine große Farewell-Party, bei der viel getanzt werden soll, stehen ebenso auf dem Programm.
Bevor die Mannschaft am 15. Juni nach Berlin fährt, werden die Sportlerinnen und Sportler sowie lokale Athletinnen und Athleten noch gemeinsam am Fackellauf teilnehmen. Im Anschluss ist ein inklusives Schulhoffest am Ziel des Laufs in der Grundschule am Weinberg geplant.
„Wir hoffen auf ganz viele positive Erlebnisse in Rathenow, um den Schwung für die Zeit nach den World Games mitnehmen zu können“, sagt Katrin Rentmeister. Sie möchte, dass nicht nur technische Barrieren, sondern auch Barrieren im Kopf beim Umgang mit Menschen mit Behinderungen verschwinden: „Künftig wollen wir mehr inklusive Sport- und Kulturangebote machen und bei der Planung viel stärker die Belange von Menschen mit Behinderung berücksichtigen.“ (Text: Hartmut Augustin)
Informationen über Rathenow
Jung, dynamisch, aber auch mit über 800 Jahren gefestigt in ihren Werten - so ist Rathenow, die Kreisstadt des Havellandes im Land Brandenburg. Über 25.000 Menschen leben gerne in der Stadt und den Ortsteilen. Es ist immer was los, für Klein und Groß, für Jung und Alt. Viele Dinge, die das Leben liebenswerter machen, sind in Rathenow zu finden.
Eine Vielfalt an Kultur- und Sportangeboten mit 70 Kulturvereinen und 36 Sportarten in mehr als 50 Sportvereinen, einem Kulturzentrum, einer Stadtbibliothek, einer Musikschule, einer Schwimmhalle, zahlreicher Sportanlagen und dem Outdoor- und Freizeitpark „Rideplatz“ geben jedem Einzelnen, ob mit oder ohne Handicap, genug Raum für Breiten- und Leistungssport sowie eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Viele verschiedene Initiativen zur Toleranzstärkung in Rathenow sorgen für eine offene Willkommenskultur.
Rathenow ist als Wiege der optischen Industrie in Deutschland bekannt. Im Jahr 1801 erhielt der Prediger J.H.A. Duncker das Privileg zum Bau einer optischen Industrieanstalt. Die Stadt war bis zum Zweiten Weltkrieg einer der größten Optikstandorte in Deutschland und in der Welt. Auch heute ist Rathenow stark durch die optische Industrie geprägt.
Umgeben von Landschafts- und Naturschutzgebieten im Bereich der unteren Havel liegt die Stadt im Zentrum des größten Naturparks im Land Brandenburg. Als Mittelzentrum verfügt die Stadt über vielfältige Infrastruktureinrichtungen wie Einkaufszentren, Parkmöglichkeiten, Einzelgeschäfte, eine Klinik und Arztpraxen für ein weit größeres Einzugsgebiet.