Um das zu erreichen, soll es mehr Kooperationen zwischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und Sportvereinen geben. Teil der Kampagne ist das Modellprojekt LIVE – Lokal Inklusiv Verein(tes) Engagement, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Es läuft zum Ende des Jahres aus. Die Netzwerke sollen aber darüber hinaus aktiv bleiben.
Die SG Schwanebeck 98 e.V. im Landkreis Barnim in Brandenburg ist beim Thema Inklusion sehr aufgeschlossen. Seit 2020 gibt es dort eine „Sportgruppe Sportabzeichen inklusiv“. „Sonntags treffen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene, um für das Sportabzeichen zu trainieren und die Grundlagen für olympische Disziplinen zu erlernen“, sagt Maleika Grün, die das alles mit organisiert. Und seit 2021 werde außerdem zusammen Boccia gespielt.
Bei der Mitgliederversammlung im April hat der Verein beschlossen, das Thema Inklusion und Teilhabeberatung mit einem Posten im Vorstand anzusiedeln. Und diese Position wird Heiko Spengler übernehmen. „Schon seit November des vergangenen Jahres kann ich bei den Vorstandssitzungen sein und mich in die Aufgabe einarbeiten“, sagt er.
Der 34-Jährige findet, dass insgesamt beim Sporttreiben zu wenig an Menschen mit einer geistigen Behinderung gedacht wird. „Ich wollte immer Sport machen. Durch eine Einladung zur einer Geburtstagsfeier bin ich zum Boccia bei der SG Schwanebeck gekommen“, sagt er.
Viele in seinem beruflichen und privaten Umfeld wüssten gar nicht, wie man an Sportangebote für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung rankomme und säßen zu Hause und drehten Däumchen. Das will er ändern. Er berichtet, dass er Stadt- und Sportfeste besucht und dort Werbung für das Sporttreiben macht. „Ich spreche die Leute an und frage, ob sie Lust haben, in unseren Verein zu kommen“, sagt Heiko Spengler.
In der Hoffnungstaler Werkstätten gGmbH für Menschen mit einer Behinderung hat er einen Job gefunden. „Da helfe ich in der Küche. Mir macht das Spaß“, sagt er. Dort ist er auch im Werkstattrat aktiv und vertritt die Interessen der Beschäftigten. „Ich habe angeregt, dass wir in unserer Behindertenwerkstatt Sport machen können“, berichtet er.
Sein Sportverein hat sich inzwischen eine mobile Boccia-Bahn zugelegt. Damit wird die SG Schwanebeck 98 e.V. bei verschiedenen Festen in der Region auftreten und für Inklusion im Sport werben. Diese Bahn wird auch beim Stadtfest am 14. Juni in Bernau mit dabei sein. Das findet im Anschluss an den Fackellauf statt, bei dem das Olympische Feuer durch die Stadt getragen wird. Der Lauf ist Teil des Host Town Program, bei dem rund 200 Kommunen und Landkreise in Deutschland ein ausländisches Team kurz vor Beginn der Special Olympics World Games für drei Tage bei sich aufnehmen und den Ort vorstellen. In Bernau wird die Delegation aus Malawi erwartet. Heiko Spengler wird auch am Fackellauf teilnehmen.
Wenige Tage später, am 17. Juni, wird es dann für ihn „ernst“. Bei den World Games in Berlin ist der 34-Jährige als Schiedsrichter im Boccia dabei. Er freut er sich schon sehr darauf. Ein Boccia-Team der SG Schwanebeck 98 e.V. hat sich ebenfalls für die Weltspiele qualifiziert und wird dann von etlichen Vereinsmitgliedern angefeuert werden. „Das ist alles schon organisiert“, sagt Heiko Spengler zufrieden. (Text: Hartmut Augustin)