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30.10.2023

Upcycling: Was von den Special Olympics World Games in Berlin noch zu haben ist

In den Lichtenberger Werkstätten werden aus gebrauchten Planen und Bannern attraktive Erinnerungsstücke an die Weltspiele. Modedesignerin Sarah Metz und ihr Team stellen die beliebten Taschen und Rucksäcke her. Jetzt werden die Unikate wieder verkauft.

Dana sitzt ganz konzentriert an ihrer Nähmaschine. Leise und langsam folgt ein Nadelstich nach dem anderen. Sie näht Reißverschlüsse an kleine rechteckige Stücke aus Kunststoffplane, die später zu einem  Täschchen werden. Das Material ist sehr fest. Dana hat einen Trick, mit dem sie das Material beweglicher machen kann. „Ich halte es einfach an die Heizung, dann ist es besser zu bearbeiten“, sagt sie. Der Job macht ihr Freude. Im Gespräch lächelt sie immer wieder und erklärt: „Ich habe gleich gemerkt, dass diese Arbeit etwas für mich ist. Mir macht das hier viel Spaß“. Kein Wunder, in ihrer Freizeit näht sie auch: Taschen und Röcke.

Die 37-Jährige gehört zum Team von Modedesignerin Sarah Metz, das aus Bannern und Planen, die während der Special Olympics World Games 2023 im Juni überall in Berlin zu sehen waren, Unikate produziert. Kleine und große Rolltops, Mäppchen, Bauchtaschen und Rucksäcke stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lichtenberger Werkstätten her.

„Das Event lebt in den Produkten weiter“, sagt Sarah Metz. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kerstin Nell und ihrem Chef Sven Gralheer hat sie das Design für die Upcycling-Produkte entworfen. Außer den Planen und Bannern  werden überzählige Lanyards und Medaillenbänder der Weltspiele verarbeitet. Lediglich neue Verschlüsse und Gurtbänder kommen für die Produktion hinzu.

Wir haben alles genommen, was übrig war und machen nun etwas Neues daraus. Auf diese Weise wird nicht nur der Müll reduziert. Denn unsere Taschen, Mäppchen und Rucksäcke sind eine schöne und bleibende Erinnerung an die Weltspiele“, sagt Sarah Metz.

Die 37-jährige Fachkraft der Abteilung Kunsthandwerk der Lichtenberger Werkstätten stellt mit ihrem 10-köpfigen Team die Produkte her. Jetzt sind wieder dutzende Taschen, Mäppchen und Rucksäcke fertig geworden, die demnächst im Special Olympics Webshop angeboten werden. Die erste Kollektion war in ganz kurzer Zeit ausverkauft.

Die Herstellung der Unikate ist echte Teamarbeit. Bevor Dana ihre Reißverschlüsse annähen kann, haben andere die großen Kunststoffplanen erst einmal zerteilt. Jessica und Nico gehören zu denjenigen, die mit weißem Stift, Schablone und Schere die Stücke zuschneiden.

„Da kann man nicht einfach wild drauflosarbeiten und losschneiden. Es kommt auf eine gute Platzierung der Schablone an, damit möglichst viel Material später verarbeitet werden kann“, sagt der 31-jährige Nico. Er war selbst bei den Special Olympics World Games Berlin 2023 als Volunteer im Einsatz und hat sich gefreut, nun die Banner und Planen bei der Arbeit wieder zu sehen.

Jessica mag es, die feste Plane zu verarbeiten. „Die verschiebt sich nicht so einfach beim Zuschneiden auf dem Tisch“, sagt sie. Und wenn doch? Dann hat sie ebenso wie Kollegin Dana eine ganz pragmatische Lösung. „Ich stelle mir unsere alten Bügeleisen auf die Plane, dann rutscht das nicht mehr“, sagt sie. Übrigens, ihrer Mutter habe sie schon eines der Upcycling-Täschchen zum Aufbewahren der Autopapiere geschenkt: „Sie ist damit sehr zufrieden.“

Die 25-Jährige hat sich auf ihrem Smartphone Livestreams der Weltspiele angeschaut. Seit Sommer diesen Jahres trainiert sie selbst Fußball bei der SG Rehabilitationszentrum Berlin-Ost und ist schon mehrmals bei Spielen eingesetzt worden. Nun hat sie einen Traum: „Ich möchte einmal an den Special Olympics Wettkämpfen teilnehmen“.

(Text und Fotos: Hartmut Augustin)