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„Mein großer Traum ist in Erfüllung gegangen“

Ich bin Helena Klintschar, bin 17 Jahre alt und ich habe einen ganz seltenen Gendefekt, der bei nur ganz wenigen Menschen auf der Welt bekannt ist. Ich wohne mit meiner Familie  in Göttingen, das liegt in Niedersachsen. Zu meiner Familie gehören meine Mama und mein Papa, die eigentlich aus Österreich kommen, aber seit 25 Jahren aus beruflichen Gründen in Deutschland leben, mein Zwillingsbruder Linus und mein großer Bruder Niklas. Ich habe 2 Katzen und ich besuche in Göttingen die Schule am Tannenberg, wo es mir sehr gut gefällt.

In meiner Freizeit male ich gerne und höre Hörspiele, aber mein allergrößtes Hobby ist Sport. Ich trainiere regelmäßig schwimmen, klettern und alpines Schifahren. Meine Lieblingssportart ist aber das Schifahren. Ich fahre gerne Super-G, Riesenslalom und seit  Dezember 2023 trainiere ich Slalom. Ich wohne ja in Niedersachsen und da ist es gar nicht so einfach Schi zu fahren. Im Winter fahre ich daher mit meinen Eltern und Geschwistern nach Österreich zum Training und ansonsten bin ich regelmäßig in der Schihalle in Bispingen.

Und weil ich so viel trainiere, war es schon seit vielen Jahren mein größter Traum, einmal an olympischen Spielen teil zu nehmen. Und diesem Traum bin ich ein bisschen näher gekommen, als endlich Corona vorbei war und ich im Januar 2023 das erste Mal bei den Special Olympics in Bad Tölz im Riesenslalom und Super G starten durfte. Ich kann mich noch genau erinnern wie aufgeregt ich auf der Fahrt nach Bad Tölz war. Und ich kam dort aus dem Staunen nicht heraus.

Es gibt so viele Menschen die so sind wie ich und alle waren richtig, richtig nett. Ich hatte in diesen Tagen so viel Spaß zum Beispiel bei der Eröffnungsfeier wo das Special Olympics Flamme entzündet und die Fahne gehisst wurde. Ganz besonders als der Eid von Special Olympics gesprochen und die Hymne der Special Olympics gespielt wurde, war ich sehr beeindruckt.  Neben den Rennen waren die Athletendisko und der Familienabend ganz besondere Erlebnisse. Ich habe auch das Programm Healthy Athlets besucht – da wurden meine Hörgeräte und meine Brille überprüft und ich habe am Schluss eine Schneebrille geschenkt bekommen.

Ich habe in Bad Tölz bei meiner ersten Teilnahme bei den Special Olympics in der Division 1 Intermediate überraschend 2 Goldmedaillen im Riesenslalom und Super G gewonnen und bin vollgepackt mit tollen Erinnerungen wieder nach Hause gefahren und habe dort voll Stolz in meiner Schule von meinen tollen Erlebnissen berichtet. Und 2 Sportlehrer fanden das so klasse, dass sie daraufhin 7 Athleten unserer Schule  für die Landesspiele im Mai in Braunschweig angemeldet haben. Dort bin ich in den Schimm-Disziplinen 50 und 100 Meter Brust gestartet und habe eine Gold und eine Bronzemedaille gewonnen. Die Teilnahme fand ich besonders schön, weil ich gemeinsam mit Freunden aus meiner Schule da war.

Weiter motiviert bin ich im November 2023 zum Schwimmtag nach Hamburg gefahren, wo ich Gold in 50 Meter Brust gewonnen habe. Auch in 100 Meter Brust war ich die schnellste, ich wurde aber leider disqualifiziert, weil ich bei der Wende einmal nicht mit beiden Händen gleichzeitig angeschlagen habe. Das fällt mir mit einem Handicap natürlich besonders schwer und ich war dann zuerst etwas traurig - aber Mama sagt immer, dass man aus Fehlern lernt und seitdem konzentriere ich mich ganz besonders darauf und ich versuche mir mit dem Spruch: „an der Wende beide Hände“ zu helfen. Ich hoffe sehr, dass mir das beim nächsten Wettbewerb nicht nochmal passiert.

Im Dezember 23 und im Januar 24 habe ich zwei Wochen in Österreich Schifahren trainiert, vor allem Slalom. Diese schnellen Bewegungsabläufe sind für mich besonders schwer umzusetzen, aber je öfter ich geübt habe, desto besser ist es mir gelungen. Und so bin ich gut vorbereitet zu den nationalen Winterspielen nach Thüringen gefahren. Dort hatte ich bei der Eröffnungsfeier eine ganz besondere Aufgabe. Ich war eine von 6 Fahnenträger:innen und ich durfte gemeinsam mit Mathias Mester (Welt und Europameister in Paralympics), sowie Kati Wilhelm (Olympiasiegerin Biathlon) und Silke Kraushaar-Pielach (Olympiasiegerin Rennrodeln) die Special Olympics Fahne tragen. Das war richtig aufregend, aber sehr sehr schön.

Bei den Rennen war ich sehr konzentriert und ich war sehr stolz, dass ich in der Division1 Intermediate Gold im Slalom und Silber im Riesenslalom gewonnen habe. Ich habe mich sehr gefreut dass Oliver Senger (1.Vizepräsident SO Niedersachen), sowie Elisabeth Gebler und Jessica Prelle extra aus Hannover gekommen sind um die niedersächsischen Athleten anzufeuern.

An dem Familienabend und der Athletendisko habe ich dieses Mal nicht teilgenommen, weil ich dafür zu müde war.   

Im März 24 bin ich zu den nationalen Winterspielen der Special Olympics Österreich in die Steiermark/Schladming gefahren und habe dort 2 x Gold im Super G und Riesenslalom in der Kategorie Intermediate gewonnen. Das war eine richtig schöne Woche, wo ich viele neue Athleten kennen gelernt habe.

Für alle mein sportlichen Erfolge im vergangenen Jahr durfte  ich mich Anfang April bei einer großen Veranstaltung unter Beisein der Oberbürgermeisterin Petra Broistedt  in das Goldene Buch der Stadt Göttingen eintragen – das war eine richtig große Ehre für mich. Dafür wurde von einem Künstler in dem Buch  extra eine Seite für mich gestaltet. Und zusätzlich wurde mir die Jugend – Sportplakette in Gold überreicht. Es war eine richtig schöne Veranstaltung, ich musste aber noch nie vor so vielen Menschen etwas sagen.  

Was sind meine nächsten Projekte?
Ab April habe ich gespannt auf die Nachricht gewartet, ob ich für die Weltwinterspiele 2025 in Turin nominiert wurde – dann wäre mein ganz großer Traum in Erfüllung gegangen. Anfang Juni ist es soweit, dann erfahre ich, ob ich nach Turin fahren darf.

Was hat sich für mich durch die Teilnahme an den Special Olympics verändert?
Ich bin sehr selbstbewusst geworden und ich habe gelernt, dass ich Dinge richtig gut kann und nicht immer die letzte bin. Ich habe gelernt, dass es im Leben Ziele gibt, auf die man hinarbeiten kann und muss und ich habe gelernt mit Erfolgen, aber auch Misserfolgen umzugehen.

Was würde ich mir noch wünschen?

Dass es mehr Möglichkeiten zu trainieren gibt. Während Menschen ohne Beeinträchtigung überall Trainingsmöglichkeiten in Sportvereinen finden, ist das für Menschen wie mich leider oft nicht möglich. Das macht mich wirklich traurig! Mein allergrößter Wunsch wäre, dass mir vielleicht ein Sportverband ein regelmäßiges trainieren auf Skiern ermöglicht.

Und ich hoffe dass ich irgendwann einmal Sponsoren finde, damit ich noch viel mehr  trainieren kann!

Zum Familienprogramm von Special Olympics Deutschland: https://specialolympics.de/informieren/familienprogramm